Zur Lesung gestern wurde fleißig geworben:
Schön war’s, vielen anregende Gespräche auch am nächsten Tag noch.
Und mir kam dabei der Gedanke, dass neben der mangelnden Perspektive und der Langeweile im subkulturellen Millieu mit zunehmendem Alter auch der eigene Anspruch an die politische Arbeit in einen Teufelskreis zum Ausstieg führt (ganz abgesehen davon, dass mir die Konstruktion des „Wir“ im Gegensatz zu irgendwelchen „die“ immer abstruser vorkommt, nein: falsch, einfach falsch ist sie!).
Der Gedanke geht so: Wenn ich älter werde, mehr Erfahrung habe, weniger Zeit und Energie, will ich vielleicht, dass mein Engagement nicht einfach immer „mehr vom Gleichen“ ist oder sich im „irgendwas machen“ erschöpft, weil mir meine Energie und Zeit dafür zu schade sind, sondern ich habe dann das Bedürfnis nach Effizienz und einer bestimmten Wirksamkeit. Um das zu erreichen, müsste ich aber eigentlich mehr Zeit und Energie reinstecken, die ich wiederum nicht habe, so dass ich von so nem kläglichen Niveau des Aktivismus nicht runterkomme und fatalerweise dabei lande, gar nichts mehr zu machen. Das eine reicht mir nicht mehr, und für das andere reicht es nicht.
Und noch zum Wir/Die: Je mehr ich davon ausgehe, dass es „die Bösen“gibt (oder die falschen, die doofen etc), desto weniger ist mir bewusst, dass sie mein Spiegelbild sind und ich mehr von ihnen in mir habe, als mir lieb ist. Und umso mehr muss ich „die Guten“ (richtigen, schlauen) sein. Das wiederum führt dazu, dass jedes Scheitern an dieser Norm des Guten, Richtigen, Schlauen ein Skandal ist – ein Skandal, wie er regelmäßig diese Szene erschüttert, wenn sich jemand von „uns“ „daneben benommen“ hat. Ihr ahnt es: das führt politisch nur in die Sackgasse. Kann und will ich mir angesichts der Weltlage nicht leisten, solche Sackgassen.
Bonne nuit und see you around, im März in Rotenburg/Wümmer, Hannover, Leipzig – und auch bei in Deiner Stadt?