In der Märzausgabe haben die Genoss_innen eine längere und etwas ambivalente Rezension veröffentlicht.
(auch hier zu finden)
Die Autorin wirft mir darin vor, meine eigene Resignation zu bearbeiten. Das ist irgendwie witzig. In der Einleitung beschreibe ich, dass es ein Gefühl der Krise ist, aus dem heraus das Buch entstand. Ja genau, ich habe Antworten auf meinen Frust gesucht. That’s the point! Was wäre daran verwerflich? Und obendrein, schreibt sie, hätte ich dann auch noch die „falschen“ Antworten gefunden. Das lässt sich diskutieren.
Es stimmt: die Fragestellung war, wie das mit dem „Dabeibleiben“ geht. Aber meine Frage heute lautet: dabei – bei was eigentlich? Meine Auseinandersetzung mit dem Thema führte mich eben zu einer Kritik der gängigen Haltungen und Erklärungsmuster in der Linken, und ich kann das vor dem Hintergrund meines Zieles begründen. Ich will die Gesellschaft verändern, und zwar ernsthaft. Dabei erscheinen mir weder fortgesetzte Rebellion noch das sture Festhalten an althergebrachten Weisheiten noch der Einschluss in die Subkultur und die linke Nische noch die Abgrenzung zwischen Aktivist_innen der Szene und anderen Leuten als zielführend. Das mag einer nicht passen, aber es müsste schon eine Begründung her, wie all das, was die Autorin vermisst und gerne gehabt hätte, hilfreich ist im Bezug auf die Perspektive der Stärkung emanzipatorischer gesellschaftlicher Veränderung auf einer breiten Basis. Da habe ich nämlich so meine Zweifel. (Dass das „Weiter so!“ nicht funktioniert, belegt ja die Schwäche der Bewegung.)
Sie bedauert außerdem, dass ich mich von den Erfahrungen und Durchhalteparolen der Genoss_innen nicht mitreißen lasse. Das kann sie bedauern, ich aber nicht anders fühlen als ich fühle. Wo eine Perspektive herkommen könnte, müsste Gegenstand einer Debatte sein (die zumindest in Teilen der internationalen intellektuellen Linken auch geführt wird), man kann aber schlechterdings Leuten vorwerfen, dass sie eine dünnere Haut haben und deswegen leichter verzweifeln, oder dass sie weiterführende Fragen haben und von den gängigen Antworten nicht befriedigt werden. Zum Beispiel von der Antwort, man mache weiter, weil sich ja nichts geändert habe. Das kann man sich selber so erzählen, es ist aber gar keine Begründung, weil es nicht erklärt, warum andere dann aufhören. Man müsste allen, die (vermeintlich) „aussteigen“, ja unterstellen, der Zustand der Welt mache ihnen nichts mehr aus. Das halte ich für arrogant, und es stimmt auch nicht.
Insofern bleibt bei mir der Eindruck, die Rezensentin habe mich entweder nicht verstanden oder sie halte sich die unangenehmen Fragen vom Leib, die damit verbunden wären, sich auf meine Perspektive einzulassen.