Identity crisis: No Jacko no monster

Nun wird anlässlich neuer Missbrauchs-anschuldigungen gegenüber Michael Jackson wieder diskutiert, ob man denn die Kunst von solchen »Monstern« noch genießen kann.

Ein schönes Beispiel für den sich ständig wiederholenden Vorgang stigmatisierender und verurteilender Identitätszuweisungen bei »Delinquent*innen«. Ich habe es in »Strafe und Alternativen« geschrieben, und ich sage es hier noch einmal: Niemand ist nur Mörder, Diebin, Vergewaltiger, Betrügerin, wie niemand nur Skifahrer, Dichterin, Lehrer, Ingenieurin, Hundebesitzer oder Touristin ist. Wir haben alle viele Identitätsanteile, deren Gewichtung und Ausprägung sich überdies während unseres Lebens verändert. Niemand möchte auf einen dieser Teile reduziert werden. Und niemand kann auf einen dieser Teile reduziert werden. Monster gibt es nicht, nur monströses Verhalten.

Kann man also Michael Jacksons Musik verehren und gleichzeitig entsetzt sein über sein Verhalten? Man kann!

Die Menschheit wird so lange auf der Stelle treten, wie sie es nicht schafft, von diesen Identitätszuweisungen und dem ganzen damit verbundenen statischen Denken abzusehen und sich eine den Widersprüchen der Realität und ihren Dynamiken gerecht werdende Denkweise zuzulegen. Fangen wir an. Versuchen wir, die Genialität von MJs Musik anzuerkennen, die Songs zu lieben und gleichzeitig Schmerz über sein Verhalten und Mitgefühl für die Betroffenen zu empfinden.  Fangen wir an, statt Hysterie und plakativem Getöne etwas Komplexität in unsere Betrachtungen zu bringen.

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