In seinem neusten Buch „Bürokratie. Die Utopie der Regeln“ versucht David Graeber dem Phänomen der zunehmenden Bürokratisierung bei gleichzeitiger Behauptung des Gegenteils auf die Spur zu kommen. Weite Teile seiner Analyse überschneiden sich mit Erkenntnissen, wie sie Hans-Christian Dany oder auch das »Unsichtbare Komittee« formuliert und ich sie hier schon einmal vorgestellt habe.
Einer dieser Punkte ist die Verlangsamung des technischen Fortschritts bis zum rasenden Stillstand und der damit einhergehende Verlust der Zukunft. Er bürstet das mit Giovanni Arrighi und Marx quer und versucht es in einen Zusammenhang mit dem Zustand des kapitalistischen Weltsystems und dem Problem der tendenziell fallenden Profitrate zu bringen. Dazu zeigt er, wie der allgegenwärtige, sich überall ausbreitende Bürokratismus, der das System gegen Risiken absichern soll, jede Kreativität, jede Imagination im Keim erstickt. Das wirkt sich nicht nur auf die Forschung aus, die seit 50 Jahren nichts wirklich Neues mehr erfunden hat (während uns ständig angebliche technische und geistige „Revolutionen“ verkauft werden), sondern zersetzt auch unsere Fähigkeit, uns eine Perspektive jenseits des Bestehenden vorzustellen, an die wir auch wirklich glauben.
Das ganze ist leicht verständlich und humorvoll geschrieben, und für meinen Geschmack ist es längst an der Zeit, dass wir alle uns dem Zukunftsverlust und seinen Gründen stellen und ihn aufheben, damit hier endlich nochmal was Anderes passiert.
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