Ich freue mich, Euch mitteilen zu können, dass Heft 1/2024 der KJ Kritische Justiz, Vierteljahresschrift für Recht und Politik, mit dem Themeschwerpunkt:
FEMINISTISCHE KRITIK DES STRAFRECHTS: UNRECHTSANERKENNUNG OHNE STRAFE?
endlich erschienen ist. Der Schwerpunkt ist Ergebnis eines Workshops zu feministischer Strafrechtskritik, der vor 2 Jahren an der Uni Lüneburg stattgefunden hat. Mein Beitrag lautet »Jenseits des Rechts: Gerechtigkeit für Opfer?« (Seite 58 – 70).
Darin beleuchte ich die Vernachlässigung der Opfer in der Strafjustiz und stütze mich dafür auf ausgewählte Literatur aus der Viktimologie, politischen Theorie und Soziologie. Ich argumentiere, dass aus feministischer Sicht die Vernachlässigung der Opfer nicht nur in Hinsicht auf geschlechtsspezifische Taten problematisch ist. Wenn Feminismus bedeutet, die Sorge umeinander und die konkreten gelebten Erfahrungen von Menschen ernst zu nehmen und ins Zentrum zu stellen, muss feministische Kritik das Übergehen der Opfer und ihrer Bedürfnisse grundsätzlich denunzieren. Restorative Justice-Verfahren mit ihrer Orientierung an der Lebenswelt der Konfliktbeteiligten und ihren Bedürfnissen sind eine Alternative, mit oder ohne Schuldspruchverfahren für Beschuldigte, Geschädigte und Gesellschaft faire Verfahren und befriedigende Ergebnisse zu erzielen.
Die anderen, ebenfalls sehr empfehlenswerten Beiträge, befassen sich mit dem Konsent-Konzept und seine problematischen Seiten und feministischen Begriffen von Gerechtigkeit. Leider hat es ein Text, der die Idee einer Schuldsprechung ohne Verurteilung untersuchte, nicht ins Heft geschafft. Das ist umsso bedauerlicher als mi die Idee im Sinne eines Schrittes zur Abwicklung und Zurückdrängung der Justiz bedenkenswert erscheint.